28.07.2025
P-Seminar präsentiert Polen-Exkursion bei Vortragsabend
„Die Reise war richtig und wichtig.” – So lautet das Fazit von Harihaasini Radhakrishnan, einer der beiden Moderatorinnen während des Abschlussabends des P-Seminars „Searching for Schindler” am JvFG.
Dieses Seminar hatte es sich zum Ziel gesetzt, auf den Spuren von Oskar Schindler eine Reise nach Krakau und Oświęcim zu organisieren und durchzuführen. Gemäß der Idee eines P-Seminars war es dabei der Auftrag an jede/n der Teilnehmenden, sich einer Sehenswürdigkeit als Experte oder Expertin anzunehmen und für diese dann als Tour Guide zu fungieren. Das Konzept der Reise sah dabei vor, dass am Tag der Ankunft zunächst die Altstadt mit dem Rynek Główny (präsentiert von Maya Haimerl), also dem Marktplatz, auf dem sich die berühmten Tuchhallen (Kiara Kuchynka) befinden, sowie dem Wawel, dem Königshügel, erkundet wurde. Schindler bezog 1939 eine Wohnung in der Altstadt, die einer jüdischen Familie gehört hatte. Von dort aus begann er sein kriegsgewinnlerisches Geschäft. Der Wawel (Hannes Schell und Florian Markl) mit dem beeindruckenden Königsschloss (Anna Weber und Lenke Gacs) und der Kathedrale war schon immer ein Machtzentrum in Krakau und hatte einen hohen symbolischen Wert. Als die Nationalsozialisten die Stadt zur Hauptstadt des Generalgouvernements machten und sich Hans Frank, Generalgouverneur, im Königsschloss seinen Amtssitz einrichtete, war dies eine bewusst inszenierte Demütigung des polnischen Volkes.
Trotz der nationalsozialistischen Besatzung und der Deporation Zehntausender Jüdinnen und Juden aus Krakau gibt es auch heute noch ein aktives jüdisches Leben im Viertel Kazimierz. Dieses stand im Fokus des zweiten Tages. Nach einer kurzen Tour durch das Viertel, bei der Schauplätze des Films Schindlers Liste, der in Kazimierz gedreht wurde, auf der Agenda standen, wurde mit der Remuh-Synagoge (Lara-Mariella Ebeling) die zweitälteste Synagoge von insgesamte sieben in Krakau besichtigt. Die Synagoge ist zwar recht klein, aber vor allem der angrenzende alte jüdische Friedhof ist sehenswert. Den Rest des Tages konnte die Gruppe zur eigenständigen Erkundung des jüdischen Viertels nutzen, wobei ein kleiner Teil zum ehemaligen Steinbruch Liban marschierte, der als Kulisse für das historischer KZ Płaszów diente. Reste der Ausstattung des Films Schindlers Liste sind dort noch heute zu sehen.
Die Dramaturgie des Reiseplans sah es vor, dass am darauffolgenden Tag die schreckliche und traurige Geschichte der Krakauer Juden in den 1940er Jahren im Vordergrund stand. Erste Station war dabei Schindlers ehemalige Deutsche Emaillewaren-Fabrik (DEF) (organisiert von Damien Gürster). Diese ist bekannt aus dem Film, denn sie diente Tausenden Jüdinnen und Juden als sicherer Hafen, die sonst vermutlich im KZ Płaszów gestorben oder in ein Vernichtungslager deportiert worden wären. Da die Fabrik aber während des Krieges Rüstungsgüter produzierte und deshalb als essenziell eingestuft wurde, gelange es Schindler durch das Aufbauen eines Netzwerks, sowie durch Bestechung und Manipulation, viele der vom Tode Bedrohten als Arbeitskräfte zu erwerben und so vorerst zu retten. Heute dient das Gebäude als Museum über die Geschichte Krakaus während der NS-Zeit. Es befindet sich nah am Platz der Helden des Ghettos (Sophia Hübert), der ebenfalls besichtigt wurde. Hier ist heute ein Mahnmal von hoher Symbolkraft zu sehen. Ganz konkret wird es bei der Apotheke Unter dem Adler (Franz Zilk). Der Apotheker Tadeusz Pankiewicz führte diese auch nach Gründung des Ghettos weiter und nutzte sie für zahlreiche Maßnahmen des Widerstands wie z.B. das Schmuggeln von Medikamenten, das Verstecken von Jüdinnen und Juden bei Razzien und das Aufbewahren von persönlichen Gegenständen, damit diese und damit die Kultur nicht vernichtet werden konnten. Tadeusz Pankiewicz ist heute einer der Gerechten unter den Völkern.
Der weitere Rundgang führte die Gruppe zum ehemaligen KZ Płaszów, von dem heute nicht mehr viel zu sehen ist (Keyshia Macharia, Helen Jung, Michaela König). Neben einem Verwaltungsgebäude sind lediglich ganz wenige Ruinen erhalten, was die Eindrücklichkeit des Geländes eher verstärkt als verringert. Nur wenige Schritte weiter steht auch heute noch die Villa von Amon Göth (Valentina Stärk und Hari Radhakrishnan), dem Kommandanten des KZ, der ebenfalls vor allem durch Schindlers Liste fragwürdigen Ruhm erhielt. Überlebende berichten noch Jahrzehnte nach dem Krieg von Panikattacken, wenn sie nur den Namen hören, und er erhielt von ihnen den Spitznamen „Tod auf zwei Beinen”. Dies nicht zuletzt deshalb, weil er – wie auch im Film gezeigt – regelmäßig von seinem Balkon aus willkürlich auf Gefangene des KZ schoss.
Noch am selben Abend erfolgte die Überfahrt in die Stadt Oświęcim, im Deutschen besser bekannt als Auschwitz, wo eine Führung durch das Stammlager und Auschwitz II Birkenau am Freitag den Kulminationspunkt der Reise bildete. Obwohl die historischen Fakten jedem der Teilnehmenden in den Grundzügen mehr als bekannt waren, erzeugte die Konfrontation mit den Baracken sowie den physischen Beweisen in Form von Schuh- und Brillenbergen, Haaren der Getöteten oder auch Prothesen dennoch eine emotionale Wucht, die in der Gruppe spürbar war. Aber auch die Tatsache, dass die Villa des Kommandanten Höss, die direkt an die Lagermauer anschließt, teilweise noch von Privatleuten bewohnt wurde, stieß auf Unverständnis (dargelegt von Leonard Breu).
Denn letztendlich ist Auschwitz eben keine Filmkulisse. Wenn dies den Jugendlichen in all seiner Tragweite klar wurde, war die Reise in der Tat richtig und wichtig.
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