02.04.2019
Fraunhofer-Schüler besuchen Frankreich
Eine Woche gelebte deutsch-französische Freundschaft stand auch heuer wieder 35 Schülern und Schülerinnen der 8. Jahrgangsstufe des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums und ihren Begleitlehrkräften Frau StDin Pressler und Frau OStRin Weber bevor, als sie in den Faschingsferien am Freitagabend zu ihrer Partnerschule nach Libourne aufbrachen. Die Aufregung war den Teilnehmern ins Gesicht geschrieben, denn man wusste ja gar nicht, was einen in der nächsten Woche erwartete. Nach einer langen Nacht im Bus der Firma Pfeifer aus Waldmünchen und rund 1000 Kilometern erreichte man am frühen Morgen das erste Zwischenziel Chambord. Das größte der berühmten Loire-Schlösser beeindruckte schon bei der Anfahrt mit seinem großen Jagdgarten und seinen über 300 Schornsteinen.
Bei der Besichtigung erfuhren die Kinder viel über die Geschichte des Schlosses, das im 16. Jahrhundert im Auftrag von François I erbaut wurde. Gegen Mittag brach man dann die letzte Etappe der Reise an und die Nervosität stieg mit jedem der noch verbleibenden 500 Kilometer. Seit Weihnachten standen die meisten schon mit ihren französischen Partnern in Kontakt und man wusste dank der sozialen Medien schon einiges voneinander, doch der Moment der ersten Begegnung in der realen Welt ist doch immer wieder ein ganz besonderer. Und so war es auch dieses Mal, als man in Libourne einfuhr und die französischen Gastfamilien mit der Deutschlehrerin des Collège Anna Lenz am Ufer der Dordogne warten sah.
Den Sonntag verbrachten die Kinder dann in den Gastfamilien, ehe man sich am Montagmorgen zum ersten Mal im Pausenhof der Partnerschule, dem Collège Saint Joseph, traf. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter Pierre Combroux, machte sich die deutsche Gruppe auf den Weg ins Rathaus von Libourne, wo der Empfang durch die Stadträtin Gabi Höper auf dem Programm stand. Die Stadträtin mit deutscher Abstammung erinnerte die Kinder eindringlich daran, wie wichtig die deutsch-französische Freundschaft für das friedliche Zusammenleben in Europa sei und betonte sehr, dass gerade der Austausch unter den Schülern ein ganz entscheidender Beitrag zum Fortbestand dieser Freundschaft sei. Zurück in der Schule wurden die Schüler im CDI empfangen und der Bibliothekar der Schule, Arnaud Loquin, der schon mehrere Jahre die französischen Schüler nach Deutschland begleitet, gab mit interessanten Bildern und Videos eine kurze Einführung zur Geschichte und aktuellen Lage der Region Nouvelle-Aquitaine. Die Schüler staunten nicht schlecht als sie erfuhren, dass der Südwesten Frankeichs im Mittelalter unter der englischen Krone stand. Eine Besonderheit der geographischen Lage Libournes ist, dass der Fluss der Stadt, die Dordogne, gezeitenabhängig ist und somit je nach Jahreszeit das Surfen auf der Gezeitenwelle Mascaret ermöglicht.
Nach dem Mittagessen im Collège ging es dann mit dem Bus nach Saint-Emilion, ein historisches Dorf, das heutzutage vor allem aufgrund seiner exzellenten Weine weltweit bekannt ist. Der Schülergruppe wird dieser Ausflug aber vor allem aufgrund der beeindruckenden Felsenkirche im Gedächtnis bleiben, der größten ihrer Art in Europa, die im 12. Jahrhundert aus dem Kalksteinfelsen herausgehauen wurde und heute zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.
Am Dienstag ging die Reise nach Bordeaux, der siebtgrößten Stadt Frankreichs. Nach einer interessanten Stadtführung, in der man viel über die Einwohner und die Geschichte der Metropole im Südwesten Frankreichs erfuhr, gab es dann genügend Zeit für einen Stadtbummel in der drei Kilometer langen Einkaufsmeile der Stadt.
Den Unterricht am Collège durften die deutschen Schüler am Mittwoch erleben, wo sie in Gruppen aufgeteilt ihre Austauschpartner begleiteten. Dabei wurden einigen die enormen Unterschiede der Schulen der beiden Länder bewusst. Die Tatsache, dass das Schulgelände, wie überall in Frankreich, fast hermetisch abgeriegelt ist, wirkte für die Fraunhofer-Schüler doch etwas befremdlich. Zum Unterricht werden die französischen Schüler von der jeweiligen Lehrkraft im Pausenhof abgeholt und dann in den Fachraum geführt. Klassenzimmer für eine Klasse, wie wir sie kennen, gibt es nicht.
Am Donnerstag stand dann ein gemeinsamer Ausflug mit den französischen Partnern auf dem Programm. Erste Station war das Maison de l’huître, ein Austernmuseum in Gujan-Mestras in der Nähe von Arcachon. Die günstigen Bedingungen im Arcachon-Becken ermöglichen dort die Zucht der beliebten Delikatesse. In einem kurzen Film und einer interessanten Führung lernten die Schüler viel über das Leben einer Auster und die Geschichte deren Vermarktung. Aufgrund von Überfischung und das Auftreten von Viruserkrankungen stand die Produktion von Austern schon mehrmals vor dem Ende. Doch ein in Seenot geratenes portugiesisches Austernschiff, das die verdorben geglaubte Ware kurzerhand bei Arcachon ins Meer kippte, und die Einführung einer japanischen Austernart zu Beginn des 20. Jahrhunderts retteten jeweils den Bestand der begehrten Speise. Heute wird im Arcachon Becken ausschließlich die pazifische Felsenauster produziert.
Doch der eigentliche Höhepunkt des Tages sollte der Besuch der Dune du Pilat werden, der größten Wandersanddüne Europas. Allerdings fiel dies den Wetterkapriolen zum Opfer. Schon beim Austernmuseum musste man sich fast aneinander festhalten, um nicht vom starken Wind vom Kai geblasen zu werden. Zwei der mitgebrachten Bälle gingen deshalb auch verloren. Auf der Düne war der Wind wohl noch stärker und deshalb gab es dann eine Programmänderung und man fuhr nach Arcachon, um dort den Nachmittag zu verbringen. Jedoch litt man auch dort unter den stürmischen Bedingungen und der gemeinsame Strandbesuch wurde jäh durch plötzlich einsetzenden Regen unterbrochen. Glücklicherweise durfte man in einem der Strandrestaurants Unterschlupf suchen und so blieb man wenigstens einigermaßen trocken.
Das Ziel des letzten Tages in Libourne war das elterliche Weinchâteau einer am Austausch teilnehmenden Schülerin. Das Château Laplagnotte Bellevue ist ein kleiner Familienbetrieb, der biodynamischen Wein der Extraklasse produziert. Biodynamisch heißt, dass der Pflanze durch biologische Zusätze geholfen wird, sich selbst zu schützen und somit auf Chemie verzichtet werden kann. Natürlich kann dies nur durch erheblichen Arbeitsaufwand erreicht werden, den die Familie mit großer Hingabe leistet.
Für den Nachmittag war eigentlich noch eine Stadtrallye durch Libourne geplant, jedoch machte auch hier der Wettergott einen Strich durch die Rechnung und so ging man nach dem Mittagessen in der Kantine in den Deutschraum der Schule. Dort bat Frau Lenz die JvFGler, den französischen Schülern nette Botschaften auf Plakaten zu hinterlassen.
Am Abend gab es dann ein letztes Zusammentreffen in der Schule: Eine Gastfamilie hatte zu einem großen Buffet geladen und man konnte noch einmal einige Raffinessen der französischen Küche probieren. Das war ein Moment, an dem man am liebsten die Zeit angehalten hätte: Niemand wollte die neu gewonnenen Freunde schon wieder verlassen und nach Hause aufbrechen. Doch nahm die Zeit darauf wie immer keine Rücksicht und so war es dann um 22 Uhr so weit: ein tränenreicher Abschied von den Gastfamilien stand bevor.
Traditionell war die letzte Etappe des Frankreich-Austauschs wieder Paris. Jedoch stand der Besuch der französischen Hauptstadt in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Wider Erwarten war zwar das Wetter den ganzen Tag über herrlich, doch leider hatten sich genau für diesen 16. März mehrere Tausend Menschen zu Demonstrationen angemeldet. Darunter war auch der gewalttätige Flügel der Gelbwestenbewegung, was für großes Chaos sorgte. Schon als der Bus in den frühen Morgenstunden in Paris einfuhr, war überall ein großes Polizeiaufgebot zu sehen, da sich die Stadt für den Massenansturm rüstete. Für Frau Pressler und Frau Weber war klar, dass sich die Schülergruppe weit abseits der Champs Elysées und der Innenstadt aufhalten musste, damit niemand in Gefahr geriet. Auch die sonst üblichen Fahrten mit der Metro mussten umgeplant werden, da viele Stationen in der Innenstadt aus Sicherheitsgründen geschlossen wurden. Glücklicherweise war die Gegend um den Eiffelturm von diesen Unruhen nicht betroffen und so konnte das Wahrzeichen der Stadt nach einer Wartezeit von ca. einer Stunde bestiegen werden und einige der berühmten Sehenswürdigkeiten zumindest aus der Luft betrachtet werden. Leider war vom Eiffelturm aus auch die große Rauchsäule zu sehen, die sich über die Champs Elysées erhob, da dort militante Demonstranten ein Wohnhaus in Brand gesteckt hatten. Alles friedlich war hingegen in Montmartre, dem malerischen Viertel von Paris, in dem die Kathedrale Sacre Cœur zu bestaunen ist. Dort konnten die Schüler auch in Ruhe eine Stunde in den kleinen Souvenirläden bummeln, ehe man dann mit der Metro zurück zum Bus fuhr.
Eine weitere lange Nacht im Bus brachte die Schüler dann wieder wohlbehalten nach Cham zurück. An dieser Stelle gilt der Dank sowohl der Schüler als auch der Lehrerinnen den tollen Busfahrern Sepp Pfeifer und Sepp Kussinger. Auf der ganzen langen Strecke von über 3000 Kilometern fühlte man sich stets in Sicherheit, die beiden hatten immer ein freundliches Wort für ihre Schützlinge und Sepp Kussinger, der die ganze Woche über in Libourne blieb, war auch gerne bereit, schnell mal als Aushilfslehrer einzuspringen, wenn Not am Mann war. Vielen Dank an die beiden Seppen von ihren Kids, wie sie die Schüler liebevoll nannten.
Alles in allem war diese Woche voller Erlebnisse und schöner Momente für die Kinder, die Lehrer und alle Beteiligten, so dass die Zeit leider viel zu schnell verging. Man kann es nun kaum erwarten, dass der französische Gegenbesuch am 6. April in Cham ankommt, um noch einmal eine Woche der innigen deutsch-französischen Freundschaft zu erleben.
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